Eine Zugfahrt durch den Nebel

15.10.2014

Die Autopause stand heute auf dem Programm. Ich wollte mit dem Zug von Nuwara Eliya nach Haputale fahren. Laut Berichten sollte das der schönste Abschnitt des Sri Lankischen Bahnnetzes sein. Ich wurde zum Bahnhof, der Nanuoya Station, gefahren, die etwas ausserhalb liegt. Vicky war mir mit den Tickets behilflich und ich hatte Glück, das der nächste Zug den Panoramawagen am Ende hatte, der sogar noch einen guten Platz in der ersten Reihe am Panoramafenster hatte. Vorreservieren war also unnötig. Auch das Timing war perfekt, kaum eine Viertelstunde und es ging los. Kurz vor der Abfahrt kamen noch ein paar Händler, um lauter Leckereien anzubieten.

Nanuoya station Nanuoya station

15Terraces Terraces

Railway Railway

Waterfall Waterfall

Ambewela Ambewela

Gemächlich und ruckelig setzte sich der Zug in Bewegung. Ich kam gleich mit zwei Schwedinnen und drei mit Lonely Planet ausgerüsteten Chinesen ins Gespräch. Der Panoramaplatz war super, fast wie im Kino. Wir wechselten einige Male die Plätze durch, da wir auch viel Spass daran hatten, an den offenen Türen zu stehen. Ausserdem hatten wir dazu noch einen sehr unterhaltsamen Zugführer, der uns mit Erdnüssen und Führungen durch den Zug versorgte. Der Gepäckwagen war letztendlich der bevorzugte Platz. Hier spielte sich im Laufe der Fahrt eine regelrechte Party ab, nachdem wir über den Zugführer an einem Haltepunkt in the middle of nowhere Arrak organisiert hatten.

Pattipola Pattipola

Observation saloon Observation saloon

The train The train

Hut Hut

Passing train Passing train

Die Strecke war sehr abwechslungsreich und führte durch eine faszinierende Landschaft. Die Nase im Wind haltend macht Zug fahren richtig Spaß, wenn man die Nase vor Tunnels rechtzeitig wieder einzieht. Irgendwo in der Mitte der Strecke gab es einen längeren Halt, um den Gegenzug passieren zu lassen. Es gab Gelegenheit, am Kiosk etwas zu essen und zu trinken. Ein Bahnknotenpunkt ohne Siedlung im Nirgendwo. Es ging dann weiter entlang des Bergkamms, der nach Haputale führte. Links das Hochland und rechts die südliche Tiefebene und wir auf dem schmalen Grat. Es war wieder Mittag und die ersten Nebelschwaden kamen von Süden. Links klarer Himmel und rechts Nebel… Bald erreichten wir dann Haputale und wir mussten uns verabschieden. Schade, mit den Mädels hatte ich gerne noch den Tag verbracht.

Train to Kandy Train to Kandy

Train to Haputale Train to Haputale

Train to Haputale Train to Haputale

Clouds Clouds

Brake Brake

Am Bahnhof war natürlich schon mein Fahrer, um mich ins Hotel zu bringen. Perfekt! Das Hotel war fast schon Luxus. Ich hatte einen Balkon mit dem perfekten Blick nach Süden, es war zwar wolkig aber man konnte bis ans Meer sehen – Genial! Nun war ich also in einem Bergdorf am Ende der Welt und überlegte, was ich hier machen soll. Rumlaufen, was sonst! Erst ging ich zur Nordseite und lief ein wenig die Straße entlang und wieder zurück. Am Bahnhof zweigte ein Weg ab, der ganz einladend aussah. Als ich ein Stück gelaufen war, überholte ich einen jungen Mann, der mich gleich ansprach. Natürlich war ich erst einmal zurückhaltend, da bisher jeder, der mich angesprochen hatte, irgendetwas zu verkaufen hatte oder einfach nur Geld wollte. Hier war es dann aber doch anders. Er war auf dem Heimweg von einer Reise und wollte ein wenig sein Englisch auffrischen. Also begleitete ich ihn bis zu seinem kleinen Haus. Er lud mich sogar noch auf einen Tee ein und zeigte mir, wie er wohnte. Das war klasse! Wir unterhielten uns lange und ich bekam einen echten Einblick in ein Sri Lankisches Leben. Er war Schauspieler und hatte das Haus von seiner Oma geerbt. Er war auch schon ziemlich weit unterwegs gewesen und hatte im ganzen Land Auftritte gehabt. Das Haus war auch ganz gut in Schuss und hatte einen Obstgarten. Da er erst angekommen war, musste er noch waschen, also verabschiedete ich mich wieder.

Cloudfall Cloudfall

View to the south View to the south

Haputale panorama Haputale panorama

Highlands Highlands

Ich ging weiter auf die andere Seite des Bergrückens und wanderte noch ein wenig durch die Teeplantagen. Das war hier besonders einfach, da es öffentliche Wege gab und man sich keine Gedanken machen zu müssen, irgendwann auf Privatgelände zu stehen. Das Einzige woran ich denken musste war, dass ich die Strecke im Gefühl hielt und das Wetter im Blick. Weit im Süden blitzte es nämlich schon ziemlich oft und die Wolken zogen schnell nach oben. Als es mir dann nicht mehr ganz geheuer war, trat ich den Rückweg an. Kurz vor dem Hotel fing es dann auch an zu tröpfeln und als ich im Zimmer war regnete es wie aus Kübeln. Das Gewitter war angekommen und ich mittendrin. Solch ein Gewitter hatte ich bis dahin noch nie erlebt. Zwischen Blitz und Donner gab es keine Pause, ich war mitten in der Wetterküche, Der Strom war ausgefallen, ich machte auch meine elektrischen Geräte aus. Man spürte die Energie und bei jedem Blitz wackelte der Boden. Unglaublich!

Tea plantations Tea plantations

Thunderstorm coming Thunderstorm coming

Tea Tea

Tea Tea

Tea plantations Tea plantations

Das Gewitter wollte auch nicht mehr aufhören und so entschied ich mich, direkt im Hotel zu essen. Das Restaurant hatte auch einen schönen Panoramablick (nun ja, mitten in den Wolken ging der nicht sehr weit). Es gab zudem noch gutes tamilisches Essen, ich war zufrieden. Nach dem Essen war der Regen dann auch vorbei und ich ging noch in den Beer Store, um auf dem Balkon noch ein kühles Bierchen zu trinken.

Tea plantations Tea plantations

Just in front of the thunderstorm Just in front of the thunderstorm

Inside the thunderstorm Inside the thunderstorm